Pirat im Selbstversuch

Mitten drin statt nur dabei.

Die Berliner Esoterik Posse – „Die sogenannten Rechtsradikalen“

with 8 comments

Die Diskussion über die neue Fraktionsgeschäftsführerin in Berlin hört nicht auf.

Eigentlich wollte ich sie hier verteidigen. Schließlich gibt es ja inzwischen einen offenen Brief von ihr, in dem sie sich von der Neuen Germanischen Medizin distanziert. Außerdem ist sie „nur“ Fraktionsgeschäftsführerin und hat kein politisches Amt. Zudem weiß inzwischen jeder Pirat in Deutschland von ihrer kruden medizinischen esoterischen Einstellung. Daher wird sicher jede politische Entscheidung der 15Piraten darauf überprüft, ob sich esoterischer Quatsch darin findet.  Eigentlich wollte ich die Diskussionskultur der Piraten kritisieren, die eine sachliche Auseinandersetzung durch Hetze auf Twitter und Mails erschwert. Eigentlich wollte ich die emotionale Kritik an Esoterik kritisieren. Vertreter der klassischen Schulmedizin verhalten sich oft falsch und treiben die Menschen so erst zu den Scharlatanen.

Um sachlich zu argumentieren, habe ich angefangen Buchausschnitte bei google zu lesen.  Das liest sich auch erst harmlos, viel Esoterik, viel zu Eigenverantwortung und Selbständigkeit. Das ist ja alles ganz nett. Dann bin ich auf Seite 20 über folgendes gestolpert:

„Nehmen wir die sogenannten Rechtsradikalen: Gegen Sie zu kämpfen bedeutet, sie auszugrenzen. Doch das widerspricht den Gesetzen von Rhythmus und Polarität. (…) Liegt uns die Auflösung rechtsextremistischen Handelns am Herzen, können wir aufhören, gegen Rechtsextreme zu agieren oder lautstark gegen sie zu protestieren.“

Das geht weiter mit dem Gedanken, dass man eher extreme Positionen abbaut, wenn man auf Menschen zugeht. Konfrontation erzeugt Grenzen und verhindert Verständigung und so. Die Idee ist ja so falsch auch nicht. Lest einfach die Textstelle bei google um den Kontext zu verstehen.

Aber: „Die sogenannten Rechtsradikalen“ – WTF

Liebe Berliner Piraten, wen habt ihr denn da eingestellt?

Written by farddizzle

19. Dezember 2011 um 19:03

Veröffentlicht in Piratenpartei

8 Antworten

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  1. oh man, jetzt verteidige ich ihre position. aber was ist daran falsch? sie werden doch _so genannt_. es impliziert doch nicht automatisch eine verharmlosung.

    wie auch immer. ich sehe nicht, dass wir da konstruktiv weiter kommen, außer über eine kündigung oder ein offensiveres vorgehen auf die basis. z.b. diskussion mit ihr, die gründe warum man sich für sie entschieden hat, …….

    boxi

    19. Dezember 2011 at 19:15

  2. Das mit dem auf die Verblendeten zugehen, finde ich tatsächlich einen interessanten Ansatz, um „sogenannte“ Rechtsradikale zu „entwaffnen“. Und zwar mit Argumenten und mit dem, was sie nicht kennen,, nämlich Verständnis für ihre eigentlichen Prbleme aufzubringen, zuzuhören, die Ohren zu öffnen für ihren „stummen Schrei nach Liebe“. Das „sogenannte“ interpretiere ich daher in so fern auf die Tatsache, dass viele von ihnen „nur“ verblendete Mitläufer sind, gerade Jugendliche, die dort eine große Gruppe bilden, und auf deren Hauptaugenmerk Frau Scherlers „therapeutische Arbeit“ zu liegen scheint. In so fern sind da also Anführungszeichen, die interpretierbar sind. Mehr aber nicht..

    Jenny

    19. Dezember 2011 at 19:26

    • Ich mach mal ein Beispiel:

      Die Aussagen jener sogenannten Heilpraktikerin sind interpretierbar.

      malte

      19. Dezember 2011 at 21:22

  3. Hübsch finde ich ja auch den Satz auf Seite 20 ganz oben: „Mit dieser Sichtweise fällt mir es mittlerweile gar nicht mehr so schwer, jemand ‚recht‘ zu geben, der von meinem Standpunkt aus gesehen völlig ‚falsch‘ liegt“. Für jemand, zu dessen Aufgaben „Beratung der Fraktion in politisch- strategischen und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen“ gehört, ist dies eine bemerkenswerte Einstellung.

    Das Kapitel „Geld (kommt von innen)“ ist leider nicht verfügbar – ich hätte dann schon gerne selbst nachgelesen, wem da die Verantwortung für die Fraktionsfinanzen übertragen wurde.

    Michael Ebner

    19. Dezember 2011 at 19:38

  4. […] Nachtrag: soviel zu ihrer Ablehnung rechtsradikalen Gedankenguts. älter: « Zur Krankenversicherungskarte mit Bild einige akuelle Nachträge || […]

  5. Ich finde die Formulierung ganz unabhängig vom Kontext richtig. Der Extremismusbegriff und der Radikalismusbegriff sind problematisch. Man sollte das stets dazu schreiben und die Begriffe nicht einfach übernehmen.

    Guter Artikel dazu auch dieser jene: http://www.wider-die-windmuehlen.de/2011/12/warum-die-piratenpartei-nicht-%E2%80%9Egegen-extremismus-jeder-art%E2%80%9C-ist/

    Gast

    19. Dezember 2011 at 20:28

  6. Hallo
    Hier schreibt eine ältere Piratensympathisantin und NRW-Piratenwählerin
    aus ihrer Sicht,nicht mit dem Anspruch darauf ,
    der Weisheit letzten Schluß zu verkünden,sondern einige Anregungen „mal los zu werden “ ,
    die ihr zum Thema durch den Sinn gehen.
    Also im höchsten Maße subjektiv.

    Ich diskutiere auf youtube mit Rechtsradikalen.
    Ich beschimpfe sie nicht und versuche sie nicht als das zu sehen,
    was sie darstellen wollen.
    Daß in einem therapeutischen/dialogischen Prozess eigene Begriffs_Wertigkeiten des Therapeuten und plakative Bezeichnungen nichts zu suchen haben,sollte eigentlich nicht erstaunlich sein.
    Von daher finde ich die Dopplung sogenannt mit “ “ eher ungeschickt als eine
    Tendenz zu relativieren. Für so platt halte ich sie nicht.

    Ich schätze die Diversität der Weltanschaungen.
    Ich möchte nicht in einer evidenzbasierten Welt leben,in der ich keine
    Therapiewahl-Freiheit mehr habe.Das hat etwas Totalitäres.

    Und:
    was ist gemeint und welche Kreise würde das ziehen-
    in Berufen,Pharma,Krankenkassen,Gesetzen,was ist mit Musik-/Kunst-/tiergestützer Therapie oder gestützter Kommunikation bei Behinderten und Autisten,
    Demenztherapie etc etc etc der ganze Bereich der Komplementär -Medizin,der sich mittlerweile auch etabliert hat ..galore)

    Nein,ich glaube nicht an Homöopathie,aber ich kenne persönlich den Placebo -Effekt,der unter anderem durch das Setting (genaues Eruieren,Lebensgeschichte,Anamnese,Zuhören,Interesse an den kleinsten Details eines Leidens,mehrere Sitzungen bis zur Mittelfindung im Sinne der sog. Klassischen Homöopathie) noch verstärkt wird.
    Diese Geduld ist in einer durchschnittlichen Arztpraxis nicht zu erwarten.

    Zum Umgang mit #gates

    Typen auf youtube(siehe oben),die jedes Indiz,das sie brauchen,um sich zu bestätigen,frenetisch feiern und ihr Vorurteil und ihre Ideologie als die ultimative Antwort feiern ( „ich ahnte schon immmer,daß etwas mit der Politik nicht stimmt und nun bin ich mir sicher,das Warum begriffen zu haben“ ) und dabei auf fragwürdigste Art und Weise nach Beweisen für ihre Thesen suchen (indem sie sich Extreme als Normalität heraussuchen ,wie etwa Ausländerkriminalität,Islamistischer Terror etc und unverhältnismäßig werden )
    erinnern mich leider!! fatal an die Handlungsweise,wie mit D.Scherers Tätigkeit umgegangen wird,soweit ich sie im web beobachten kann.Stichwort germanische Medizin.
    Im weitesten Sinne ist das,was sie macht,Coaching.
    Daß dabei einzelne Bestandteile wie etwa Dahlke-Thesen eventuell mal dazu verleiten könnten,z.B.Susan Sontag`s „Krankheit als Metapher“ „Aids als Metapher“ und die seit langem bestehende Diskussion darüber zum kritischen Vergleich heran zu ziehen,bevor man urteilt,und nur die populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen beachtet,finde ich schade.
    Mein Eindruck:
    Nein,manche suchen eifrig,um sich schnell eine Meinung zu bilden,
    und urteilen oberflächlich,
    oder man versucht seine bereits fertige Meinung zu etablieren,
    was,wenn sie durchdacht ist,an sich gut ist,aber aus diesem Anlaß heraus
    gegeben tendenziös und somit für meine Begriffe ein Gschmäckle hat.
    Und so kommt bestenfalls nur ein Schnellschuss heraus wie die Forderung
    nach alleiniger Anerkennung evidenz-basierter Medizin.
    Dass es kritische Punkte gibt, für die es meiner Meinung nach wesentlicher/brennender ist ,Standpunkte zu finden/formulieren wie die jetzigen Verhandlungen um Pflegeanpassungsgesetz etc statt sich gleich zu Beginn der „Exotik“ zu widmen, wird komplett außen vor gelassen.

    Ein #esogate wirbelt Staub auf und ein geplanter Beitrag von 5 euro pro
    Praxisbesuch ruft so gut wie keine Resonanz hervor
    (als ich es aus meinem Blickwinkel aus dem Piratenfeed,den ich mir angelegt habe,wahrnehmen kann)

    Auf twitter kursierte bereits der shitstorm,als ihr bei Weitem noch nicht blühte,daß ihre Person da gerade öffentlich durch die Gerüchtemühle gedreht wird.
    Da das Internet nichts vergißt,schadet das eventuell auch ihrer beruflichen Zukunft.
    Und sie hat ja nicht nur den HP.

    Wenn das der Weg zum „neuen Politikstil“ ist,öffentliche Tribunale abzuhalten,
    dann bin ich schon etwas erschrocken.

    Fairness ist hoffentlich kein Fremdwort.
    Gibt es keinen Piratenkodex für solche Fälle ? 😉

    Ganz ehrlich mal: wollen Piraten Verfechter einer neuen geistig-moralischen Wende/Erneuerung werden wie einstmals Kohl 1982 für sich reklamierte???!!!
    Ich war 25 damals und erinnere mich noch genau,
    es war ein Schuß in den Ofen.
    Politik sollte m.E.genau darauf achten,daß sich nicht einem Gefühl der moralischen Superiorität wähnen darf und ihre Maßstäbe auf alle Bereiche auszudehnen versucht,derer sie habhaft werden kann,um ihr jeweiliges Weltbild für gültig zu erklären.
    wenn ein neuer Politikstil entstehen soll,dann bitte mit Toleranz und einem Gefühl für Diversität..

    #weihnachtswunsch
    mit herzlichen Grüßen!
    S.

    rosine

    20. Dezember 2011 at 00:36

  7. Also natürlich sollte man Begrifflichkeiten hinterfragen. Aber das passiert in diesem Kontext nicht. Es geht um eine Relativierung einer bestimmten politischen Richtung. Zumal hier mit esoterischen Mitteln erklärt wird, wie man sich zu bestimmten politischen Inhalten verhalten soll. Viel Spaß bei der Entgrenzung rechten Gedankengutes. Haben schon andere in den 30er Jahren versucht. Man kann natürlich die Scheunentore öffnen.

    timo

    16. Januar 2012 at 11:33


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